Sonntag, 20 Jumada al-thani 1446 | 22/12/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Die Aussagen der Gelehrten zum Kalifat

Die islamische Umma lebte dreizehn Jahrhunderte lang unter der Obhut des Kalifats. Sie hätte sich nicht vorstellen können, eines Tages durch die Abschaffung des Kalifats von ihrem islamischen Leben abgeschnitten zu werden. Ihre früheren Gelehrten führten ein Leben unter der Regentschaft des Kalifen. Sie hatten das Glück, diese Gnade nicht missen zu müssen, und sie brauchten die Bitterkeit der Abwesenheit eines Kalifats nicht schmecken. Und trotzdem stellen wir fest, dass Ibn Taimiya und andere Gelehrten, das Kalifat als „die größte Pflicht des n“ betrachten, ja sogar, dass „eine Etablierung des n nur durch das Kalifat möglich ist“. Sie äußerten dies, weil sie den Islam auf eine tiefgründige, umfassende Weise verstanden. Dieses Verständnis machte ihnen bewusst, welche Bedeutung das Kalifat hat, ohne dies am eigenen Leib spüren zu müssen oder besser gesagt, ohne selbst den Untergang des Kalifats erlebt zu haben.

Um die Wichtigkeit dieser Pflicht in den Augen früherer Gelehrten zu begreifen, machen wir eine kurze Exkursion in einige ihrer wertvollen Bücher:

Imam al-Nawawī sagte im „Šarḥ Saḥiḥ Muslim“ in der Erläuterung des folgenden Hadiths des Gesandten (s):

«إِنَّمَا الْإِمَامُ جُنَّةٌ يُقَاتَلُ مِنْ وَرَائِهِ وَيُتَّقَى بِهِ»

Der Imam ist ein Schild, hinter dem man kämpft und durch den man sich schützt.

Al-Nawawī sagt dazu: „Der Imam ist gleichbedeutend mit einem sitr [Deckung/Schutz/Schirm], da dieser den Feind daran hindert, den Muslimen zu schaden und auch die Menschen voreinander bewahrt und zudem die Territorien des Islam beschützt. Die Menschen suchen seinen Schutz und seine Stärke. Dass „hinter ihm gekämpft wird“, bedeutet, dass man mit ihm die Ungläubigen und die awāriǧ bekämpft ebenso wie die Leute der Verderbtheit und die Ungerechtigkeit allgemein.“

Imam al-Māwardī sagt in seinem Buch „al-Aḥkām al-sulṭāniya wal-wilāyāt al-dīniya“: „Wahrlich Allah - gewaltig ist Seine Fähigkeit - trug der Umma auf, einen Führer zu haben, der dem Prophetentum folgt und die milla behütet. Er – Allah (t) – betraute ihn mit der politischen Leitung (siyāsa), um gemäß dem offenbarten n zu führen, (…). Durch sie werden die Interessen der Umma geregelt. (…) Das Imamat ist festgesetzt als die Nachfolgeschaft des Prophetentums in der Bewahrung des n und im Leiten der dunyā. Ein Vertragsabschluss mit demjenigen, der dies in der Umma vollzieht, gilt übereinstimmend als Pflicht.(...)“

Im Buch „Ghāyat al-Bayān šarḥ Zubd ibn Raslān“ des šāfiʿītischen Rechtsgelehrten Šams al-Dīn bin Muḥammad bin Aḥmad al-Ramlī al-Ansarī, der den Beinamen al-Šāfiʿī al-ṣaghir (der kleine Šāfiʿī) trug und zu den Gelehrten des 9. Jahrhundert n. H. gehört, heißt es folgendermaßen: „Die Menschen sind verpflichtet, einen Imam zu ernennen, der ihre Interessen wahrnimmt, wie die Umsetzung ihrer Gesetze, die Vollstreckung der udūd, die Sicherung ihrer Grenzen, die Vorbereitung ihrer Armeen, das Einsammeln ihrer Spenden, wenn sie diese geben, das Bezwingen der Räuber, Spione und Wegelagerer, das Schlichten der Streitigkeiten, das Aufteilen der Kriegsbeute u.s.w. Und das geht auf den iǧʿ al-aāba nach dem Tode des Gesandten (s) zurück, die darin übereinstimmten, ihn [einen Imam] einzusetzen. Sie erhoben es sogar zur wichtigsten aller Pflichten. Sie zogen dies der Bestattung des Propheten (s) vor. Und die Menschen sind in jeder Epoche dabei geblieben.“

Und schließlich sagte der Autor des Buches „Al-fiqh ʿalā al-maḏāhib al-arbaʿa“: „Die vier Imame (der Rechtsschulen), möge Allah ihnen gnädig sein, stimmten darin überein, dass das Imamat eine Pflicht ist, und dass die Muslime über einen Imam verfügen müssen, der die rituellen Handlungen des n etabliert und der von den Unterdrückern Gerechtigkeit für die Unterdrückten fordert. Und sie sind sich darüber einig, dass die Muslime weltweit keine zwei Imame gleichzeitig haben dürfen, ob im Einvernehmen der beiden oder im Streit.“

Die Gelehrten der Umma erleben heute dieses schmerzhafte Unheil und schmecken zu jeder Sekunde dessen Bitterkeit. Wie auch nicht, wo doch die ganze Welt sie mit der Dritten Welt in Verbindung bringt, nachdem sie einst einer Welt angehörte, die als unbesiegbar galt!? Wie auch nicht, wo der ungläubige Kolonialist sie in lächerliche Kleinstaaten zerstückelte und über jeden davon einen Dieb installierte, der die Hegemonie des Unglaubens hütet und sowohl das Bewusstsein der Umma als auch deren Reichtum stiehlt, nachdem es der islamische Staat war, über dem die Sonne niemals unterging?! Daher ist es nur selbstverständlich, dass die Gelehrten von heute stärker von dieser gewaltigen Pflicht beeinflusst sind und ein brennenderes Interersse an ihr haben, als ihre Vorgänger. Denn sie erleben und spüren das Unheil hautnah, das aus der Abschaffung des Kalifats resultiert. Und wenn Denken und Fühlen miteinander verknüpft werden, entsteht daraus ein starkes, ehrliches, loderndes Denken. Und doch sehen wir, dass einige von ihnen zu dieser gewaltigen Pflicht schweigen und den Befehl Allahs zur Verkündung dieser Pflicht, unerwähnt lassen. Sie bleiben still und sorglos, so als würden sie in einer Gesellschaft leben, die nicht im Widerspruch zu ihrem eigenen Denken und ihrer eigenen ʿaqīda steht! Der Märtyrer Sayyid Qutb (möge Allah ihm gnädig sein) sagte: „…dass die Hüter des Buches Allahs und dessen Rezitatoren sich möglicherweise verführen lassen von den Begierden des diesseitigen Lebens, während sie sehen, wie die Mächtigen, Reichen und diejenigen, die ihren Gelüsten folgen, nicht die Regentschaft Allahs wollen. Sie schmeicheln ihnen allen, aus Gier nach dem, was das Diesseits ihnen bietet. Das trifft auf die professionellen Religionsmänner jeder Epoche und jedes Stammes zu und so auch auf die Gelehrten der Banū Isrāīl. Allah (t) wandte sich an sie mit den Worten:

(وَلاَ تَشْتَرُوا بِآيَاتِي ثَمَناً قَلِيلاً)

Und verkauft Meine Zeichen nicht für einen geringen Preis. (2:41)

Und das aufgrund des Schweigens, des Verfälschens oder wegen schwacher Rechtsgutachten. Es gibt nichts Schändlicheres als der Verrat desjenigen, der ein anvertrautes Gut trägt und nichts Hässlicheres als die Nachlässigkeit eines Wahrers und nichts Niederträchtigeres als der Betrug eines Rezitators und als diejenigen, die den Titel „Religionsmänner“ tragen und Verrat begehen, die vernachlässigen und betrügen und die schweigen, wenn es um die Arbeit zur Implementierung dessen geht, was Allah herabgesandt hat und die die Worte aus dem Kontext reißen, um den Neigungen der Mächigen zu entsprechen, auf Kosten des Buches Allahs.“

Geschrieben für das zentrale Medienbüro von Hizb-ut-Tahrir
Fatima Alian – der gesegnete Boden (Palästina)
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