Sonntag, 20 Jumada al-thani 1446 | 22/12/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Zum zehnten Jahrestag der Revolution (1)

Mit dem Beharren darauf, die Revolution des 25. Januar zu kopieren, dreht man sich im Kreis

Tunesien war der Auftakt zu etwas Positivem, das dazu führte, dass die Umma die Mauer der Angst durchbrach. Diese Angst hatte sie für Jahrzehnte mundtot gemacht. Es waren Jahrzehnte, in denen sie Unterdrückung, Repression und Tyrannei erfahren musste, von ruwaibidāt, dummdreisten Herrschern, die der Umma lange Zeit die Luft zuschnürten. Machte jemand den Mund auf, wurde ihm die Zunge herausgeschnitten. Erhob jemand seinen Kopf, wurde er ihm abgetrennt. Hat jemand seinen Stift sprechen lassen, wurde dieser ihm in Stücke gesprengt. Und so legte sich ein Mantel tiefer Angst um die Umma, der sie davor zurückschrecken ließ, dem Unterdrücker zu sagen, dass er ein Unterdrücker ist. Und für einen gewissen Moment meinte so mancher, die Umma sei gestorben und hätte sich verabschiedet. Und dann plötzlich stand sie auf und revoltierte, um der Welt zu beweisen, dass sie eine lebendige, unsterbliche Umma ist. Sie kann Krankheiten erleiden, aber sie stirbt nicht.

Muhammad Bouazizi war der Funke, der die Revolution in Tunesien entzündet hatte. Es folgten Ägypten, Jemen, Syrien und Libyen, sodass diese Revolution wie eine Fackel an die übrigen Völker der Umma weitergereicht wurde, als Hoffnung, die die Geister zum Leben erweckte und die Throne der Herrscher wackeln ließ. Und wenn unsere Geschwister in Tunesien fähig waren, den Tyrannen Bin Ali hinwegzufegen, so sind auch die übrigen Völker der Umma in der Lage, Gleiches mit ihren jeweiligen Tyrannen zu tun. Denn: Auch wenn die Diktatoren unterschiedliche Namen haben, ihre Tyrannei ist die gleiche. Auch wenn sie unterschiedlichen Meistern dienen, in ihrem Vasallentum stehen sie auf der gleichen Stufe.

Wenngleich die Konterrevolution in Ägypten es geschafft hatte, die Revolution des 25. Januar zu vereinnahmen, zu verbiegen und auszuhöhlen, stellt dieser Aufstand dennoch weiterhin eine starke Motivation für einen erheblichen Teil der Söhne und Töchter der Umma dar, sich nicht der Erniedrigung und Demütigung zu beugen, die der Westen und seine Vasallen in Ägypten ihnen auferlegen wollen. Die Revolution hat es geschafft, die Mauer der Angst zu überwinden, die sich aufgrund staatlicher Willkür und Repression gegen jede wirkliche Opposition, aufgebaut hatte. Noch immer mobilisiert das Regime seine Armee, sobald der Jahrestag der Revolution anbricht und ruft aus Furcht vor jedweder Bewegung den Ausnahmezustand aus. In diesen Tagen jährt sich zum zehnten Mal der Beginn der Revolution mit Aufrufen an die Massen, auf die Straßen und Plätze zu gehen und den Sturz des Regimes zu fordern.

Zwar hatte sich das Regime zu Zeiten Mubaraks zahlloser Vergehen, Sünden und Akte des Verrats schuldig gemacht, was die Menschen dazu angetrieben hatte, ihre Protestbewegung so lange aufrechtzuerhalten, bis Mubarak beseitigt war. Doch das jetzige Regime hat Mubarak weit übertroffen. Es war ein Akt des Verrats und für alle offenkundig, wie die derzeitigen Machthaber mit der Frage des Nahda-Staudamms umgingen. Es wurden Zugständnisse bezüglich des Nil-Wassers gemacht, was in Ägypten zur Verödung der Felder und zu Dürre führte. Ebenso wurden unter diesem Regime die Inseln Tiran und Sanafir an Saudi-Arabien abgetreten - als unentgeltlicher Dienst an das Zionistengebilde. Damit wurde die Straße von Tiran zu einem Teil des internationalen Gewässers. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzte, war die Grenzziehung mit Zypern und Griechenland. Denn das bedeutete den Verlust immenser Öl- und Erdgasvorkommen in den ausschließlichen Wirtschaftsgewässern Ägyptens, und zwar zugunsten Griechenlands, Zyperns und des Zionistenstaates. Abgesehen davon, wird die Sinai-Halbinsel nach und nach entvölkert und ihr jede Chance auf wirkliche Entwicklung genommen. Auch das, damit es dem Usurpator, dem Judengebilde, zugutekommt. Wenn wir die Verwerfungen des derzeitigen Regimes aufzählen wollten, bräuchten wir unzählige Seiten voller Schmach und Schande: Ermordung, Verschleppung und Inhaftierung hervorragender Persönlichkeiten aus den Reihen der Umma, wirtschaftlicher Kollaps und eine wachsende Schulden, für die kommende Generationen aufkommen müssen.

Folglich wäre das Motiv heute, aktiv zu werden und eine Bewegung auf die Beine zu stellen, um das Regime zu stürzen, viel stärker als zur Zeit des gefallenen Diktators Mubarak. Denn man hat das Land ganz und gar an die USA, dem höchsten Feind der Umma, verpfändet. Das herrschende Regime ließ seine Bluthunde von der Leine, damit sie den Körper der Umma reißen, sich über den Islam hermachen und dessen Gesetze attackieren. Das tat man mittels einer Pseudo-Revolution, die sich gegen die Religion und deren Ideen, Konzepten und Symbolen richten sollte, unter dem Vorwand der „Modifizierung religiöser Ansprache“.

Doch was jeder aufrichtige Revolutionär begreifen muss und jeder, der nach Veränderung der verderbten Realität strebt, ist die Tatsache, dass jede Tätigkeit zum Zwecke der Veränderung einer obligaten Methode (ṭarīqa) unterliegt und dass die wichtigste Bedingung in der Veränderungsmethode im folgenden Punkt besteht: es muss sich um eine islamrechtliche Methode handeln, die folglich eine Methode des praktischen Handelns ist. Das bedeutet, dass sie die geforderte Veränderung herbeiführen soll, so wie sie sein soll. Daher ist der Versuch, die Revolution des 25. Januar zu kopieren, ein unzulänglicher Versuch, als würde man sich im Kreis drehen. Und sollte es so weitergehen, dass Jahr für Jahr anlässlich des Jahrestages der Revolution dazu aufgerufen wird, auf die Straße zu gehen und eine kopierte Version der Ereignisse von vor zehn Jahren zu liefern, dem aber niemand bzw. nur eine kleine Zahl nachkommt, welche vom Regime niedergeknüppelt wird, wird sich Hoffnungslosigkeit in die Herzen jener einschleichen, die sich nach Veränderung sehnen. Genau darauf spekuliert das Regime. Das Regime profitiert folglich am meisten von solchen Aufrufen. Es ist wahrlich erstaunlich, dass man sich auf genau diesen Tag konzentriert, um auf die Straße zu gehen, damit sich Geschichte wiederholt, obwohl man weiß, dass das Regime sich für diesen Tag optimal rüstet und präpariert, um mit aller Härte gegen die Teilnehmer vorzugehen, sie niederzuknüppeln und in die Gefängnisse zu stecken. Das Regime verlegt seine Streitkräfte auf die Straßen und postiert sie an den Zu- und Ausgängen der öffentlichen Plätze mit dem Vorwand, die Gedenkfeiern schützen zu wollen. Und daher ist es notwendig, die Methode zur Veränderung zu überdenken, die Realität zu studieren und die Ereignisse Revue passieren zu lassen, und zwar vom Augenblick des Ausbruchs der Revolution an bis zu dem Moment, wo sie durch eine Konterrevolution ausgehöhlt wurde. Diese Gegenrevolte war von den USA unter Zuhilfenahme ihres verlängerten Arms in Ägypten gelenkt worden. Der verlängerte Arm Amerikas in Ägypten ist der Militärapparat. Auf diese Weise bringen wir in Erfahrung, wo die Fehlerquellen liegen, damit diese Fehler in dem Veränderungsprozess, der zwangläufig einsetzen wird, vermieden werden. Es wird der Tag kommen, an dem das Regime samt seiner Wurzeln herausgerissen und durch das System des Islam ersetzt werden wird.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die fortgesetzt wird, um ein ernsthaftes Studieren des Verlaufs der Revolution, beginnend mit dem 25. Januar (2011) bis in unsere Tage, anzuregen, um die Fehler zu analysieren, die die Revolutionäre gemacht haben und die zu einer Restaurierung des alten Regimes in seiner brutaleren Version geführt haben. Dann erst verwandelt sich die Arbeit zur Veränderung in eine konstruktive und zielführende Arbeit. Diese Tätigkeit besteht darin, das verderbte kapitalistische System, das die Länder beherrscht, vom Fundament her zu verändern und es durch das System des großartigen Islam zu ersetzen. Der Islam stellt die Religion der großen Mehrheit der Ägypter dar, In ihm allein verbirgt sich Gutes für jeden Menschen, der unter dem Dach des Islam lebt, ob Muslim oder nicht. Unter dessen Schutz lebte die islamische Umma beinahe dreizehn Jahrhunderte lang. In dieser Zeit war der islamische Staat die führende Macht in der Welt, die islamische Umma die führende Nation. Wir werden am Ende der Reihe aufzeigen, wie die wahre Veränderung aussieht, die nicht von Individuen bewerkstelligt wird, sondern von einer politischen Partei – mit und durch die Umma. Es ist eine Partei, deren Ideologie der Islam ist, die ein politisches Bewusstsein besitzt und über ein vollständiges politisches Projekt verfügt, das implementierbar ist, der islamischen Aqida entspringt sowie den Systemen und Gesetzen, die aus dieser Aqida hervorgehen.

Geschrieben für das Zentrale Medienbüro von Hizb-ut-Tahrir
Hamed Abdulaziz
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