Sonntag, 20 Jumada al-thani 1446 | 22/12/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Flucht… wohin?

Hunderttausende Menschen – Muslime - flüchten vor Krieg, Tod und Unterdrückung in ihrer Heimat und suchen ihr Heil im „gelobten Land“ Europa. Nur an einem Wochenende waren es zwanzigtausend, die über Ungarn und Österreich ihren Weg nach Deutschland suchten.

Bilder von zusammengepferchten Menschen in LKWs, Mütter, die mit ihren Kindern völlig erschöpft, ausgehungert und unbedeckt am Bahnhofsboden schliefen, und vor allem das ertrunkene, angespülte Kind am Strand ließen niemanden kalt, der nur einen Hauch von Menschlichkeit im Herzen trägt. Eine Katastrophe schlimmsten Ausmaßes hat uns als Umma heimgesucht, und die unmittelbare Zukunft scheint noch düsterer zu werden…

Wir haben gesehen wie brutal ungarische Sicherheitskräfte mit Muslimen umgingen, wie sie geschlagen, wie Tiere zusammengetrieben und unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen gehalten wurden. Der ungarischen Regierung und dem ungarischen Volk wollen wir an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass ihr ungarischer Freiheitskämpfer und Nationalheld Lajos Kossuth nach der Niederschlagung der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung durch österreichische und russische Truppen 1849 mit seinen engsten Gefährten zu den Muslimen in den Osmanischen Staat flüchtete, wo er Asyl und Schutz erhielt. Dort soll er auch die erste ungarische Verfassung geschrieben haben. Trotz politischen Drucks aus Österreich und Russland lieferte man ihn nicht aus. Auf das österreichische Auslieferungsansuchen soll der damalige Kalif Sultan Abdul-Majid I geantwortet haben: „Niemals werden wir einen Gast, der bei uns Schutz gesucht hat, ausliefern und in den Tod schicken. Niemals werden wir es zulassen, dass ihm auch nur ein Haar gekrümmt wird. Es wäre uns lieber, 50.000 Soldaten zu opfern als einen Gast in den Tod zu schicken.“

Als Ironie des Schicksals wäre hier zu erwähnen, dass der Sitz von Kossuths unabhängiger Regierung in Debrecen war. Derselben Stadt, wo heute das berühmt berüchtigte Flüchtlingslager liegt. Einem Lager, in dem Flüchtlinge unter absolut menschenverachtenden Bedingungen leben müssen. Leider ist es eine Tatsache, dass sich das säkulare Europa für muslimischen Edelmut und Großherzigkeit in vergangenen Zeiten niemals dankbar gezeigt hat…

Nun hat sich Deutschland bereit erklärt, den Großteil der Flüchtlinge aufzunehmen. Ein löblicher Zug, wenn da nicht der Nachsatz von der Kanzlerin gekommen wäre, dass man die Flüchtlinge nun „schnellstmöglich integrieren“ müsse. Wie diese „Integration“ in Deutschland  auszusehen habe, wurde uns ja vor nicht allzu langer Zeit durch den Kopftuchstreit im öffentlichen Dienst, das gerichtlich bestätigte Gebetsverbot an einer Berliner Schule, den erzwungenen gemischt-geschlechtlichen Schwimmunterricht und andere Maßnahmen klar vor Augen geführt. Alles im Sinne eines Islams europäischer Prägung, wie er heute von den europäischen Politikern nach wie vor offen und mit Nachdruck gefordert wird. Sollte die deutsche Regierung tatsächlich eine Kehrtwende in ihrer Politik gegenüber den Muslimen sowohl in Deutschland als auch weltweit anstreben, dann müsste sie die eigenständige Identität der hier lebenden Muslime wirklich anerkennen, ihnen bei der Ausübung ihres Glaubens und der Einhaltung der islamischen Gebote keinerlei Steine in den Weg legen und sich auch international von der Hegemonialpolitik der USA und der alten Kolonialmächte gegenüber der islamischen Welt deutlich abkoppeln. Das diesbezügliche Verhalten der deutschen Regierung in der Innen- und Außenpolitik werden wir auch in Zukunft sehr genau beobachten.

Ebenso ist zu erwähnen, dass die Bereitschaft Deutschlands und einiger anderer europäischer Staaten, Flüchtlinge in großer Zahl aufzunehmen nicht ganz uneigennützig zu sein scheint. So erklärte der Chef des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts Karl Aiginger am Rande des diesjährigen Europäischen Forums Alpbach, dass es sich in Europa um „alternde Gesellschaften“ handle. Deshalb stellten die Zuwanderer wirtschaftlich für Europa eine „große Chance“ dar. Auch gebe es Jobchancen für Flüchtlinge, etwa als Facharbeiter oder im Dienstleistungsbereich. Erst kürzlich veröffentlichte Studien der Bertelsmann-Stiftung und anderer Institute werden noch deutlicher in der Forderung, dass zur Erhaltung des Renten- und Sozialsystems, des Wohlstands und der Wirtschaftskraft Deutschlands sowie zum Auffangen des Geburtendefizits und der kontinuierlichen Abwanderung eine jährliche Zuwanderung von hunderttausenden Menschen unbedingt notwendig sein wird.

Nichtsdestotrotz muss man betonen, dass die Bereitschaft von Teilen der hiesigen Bevölkerung – Muslime wie Nichtmuslime -, den ankommenden Flüchtlingen mit allerlei Hilfeleistungen unter die Arme zu greifen, anerkennungswürdig und lobenswert ist. Es zeigt, dass der Mensch an sich, wenn er zum Guten hingeführt wird, für das Gute gewonnen und begeistert werden kann. Den Muslimen unter den Helfern – und generell in Europa – sei an dieser Stelle gesagt: Möge Allah euren Einsatz für unsere notleidenden Geschwister reichlich belohnen! Helfen wir gemeinsam, wo es nur geht, auch damit die muslimischen Flüchtlinge nicht Opfer der christlichen Missionierungsversuche und des staatlichen Integrationszwangs werden! Vergessen wir dabei jedoch eines nicht: Ist es wirklich damit getan, unseren Glaubensgeschwistern nach ihrer immens schweren Flucht aus ihrer Heimat mit Nahrungsmitteln, Decken und Unterkünften zu helfen? Ist es nicht auch unsere islamische Verantwortung, uns mit den Ursachen dieser Katastrophe auseinanderzusetzen und das Übel an der Wurzel zu packen?

Unser Zustand gleicht dem eines schwerkranken Patienten, an dem man nur die Symptome zu lindern versucht, die Krankheit selbst aber blind übergeht. Liegt die Ursache nicht in der prekären politischen Situation in unseren Ländern – vor allem heute in Syrien -, wo vom Westen – auch von Deutschland – unterstützte, ungläubige, tyrannische Verbrecherregime durch Morden, Despotismus, Korruption und Verrat Land und Leute systematisch in die Vernichtung treiben? Haben wir nicht vor Allah (t) die Pflicht, hier anzusetzen, um eine fundamentale Veränderung in unseren Ländern herbeizuführen? Der Erhabene sagt:

}إِنَّ اللَّهَ لَا يُغَيِّرُ مَا بِقَوْمٍ حَتَّى يُغَيِّرُوا مَا بِأَنْفُسِهِمْ}

Wahrlich, Allah ändert den Zustand eines Volkes nicht, ehe sie das ändern, was in ihnen ist.(13:11)

Auch sagt Er:

} وَلَوْ أَنَّ أَهْلَ الْقُرَى آمَنُوا وَاتَّقَوْا لَفَتَحْنَا عَلَيْهِمْ بَرَكَاتٍ مِنَ السَّمَاءِ وَالْأَرْضِ وَلَكِنْ كَذَّبُوا فَأَخَذْنَاهُمْ بِمَا كَانُوا يَكْسِبُونَ}

Hätten aber die Bewohner der Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, hätten Wir ihnen bestimmt Segnungen vom Himmel und der Erde aufgetan. Doch sie leugneten, und so erfassten Wir sie für das, was sie erworben hatten. (7:96)

Gottesfürchtig zu sein bedeutet, Allah in Seinen Geboten zu fürchten, sich daran zu halten und sie als Ganzes anzuwenden. Und das ist nur im Staate des Rechtgeleiteten Kalifats möglich, der von den Muslimen in ihren Ländern verpflichtend zu gründen ist. Dazu ist es erforderlich, im Kopf und im Herzen der Menschen ein allgemeines Bewusstsein für diese unabdingbare Pflicht zu erzeugen, damit die Hinwendung zum Kalifat zu einer wahren Massenbewegung wird. Die Erzeugung dieses allgemeinen Bewusstseins erfordert seinerseits eine unermüdliche intellektuell-politische Überzeugungsarbeit in der Umma, die eben jetzt von den Muslimen nach Kräften zu leisten ist. Denn eine Überzeugung im Kopf und ein Bewusstsein im Herzen kann nicht durch Gewalt und Nötigung erzwungen werden, sondern nur durch Argumentation und Beweiskraft. Der Erhabene sagt:

}ادْعُ إِلَى سَبِيلِ رَبِّكَ بِالْحِكْمَةِ وَالْمَوْعِظَةِ الْحَسَنَةِ وَجَادِلْهُمْ بِالَّتِي هِيَ أَحْسَنُ}

Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und gutem Rat, und disputiere mit ihnen auf die beste Art. (16:125)

DIESE AUFGABE IST EINE PFLICHT FÜR JEDEN MUSLIM AUF DER WELT, ALSO AUCH FÜR DIE MUSLIME IM WESTEN.

Es ist möglich, vor Unterdrückung und Willkür zu flüchten - nicht aber vor der Pflicht gegenüber Allah, dem Erhabenen! Wenn Menschen in Syrien vor dem Tode flüchten…, vor wem oder was flüchten wir?

}وَعَدَ اللَّهُ الَّذِينَ آمَنُوا مِنْكُمْ وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ لَيَسْتَخْلِفَنَّهُمْ فِي الْأَرْضِ كَمَا اسْتَخْلَفَ الَّذِينَ مِنْ قَبْلِهِمْ وَلَيُمَكِّنَنَّ لَهُمْ دِينَهُمُ الَّذِي ارْتَضَى لَهُمْ وَلَيُبَدِّلَنَّهُمْ مِنْ بَعْدِ خَوْفِهِمْ أَمْنًا يَعْبُدُونَنِي لَا يُشْرِكُونَ بِي شَيْئًا وَمَنْ كَفَرَ بَعْدَ ذَلِكَ فَأُولَئِكَ هُمُ الْفَاسِقُونَ}

Verheißen hat Allah denen, die von euch glauben und gute Werke tun, dass er sie gewiss zu Nachfolgern auf Erden machen wird, wie Er jene, die vor ihnen waren, zu Nachfolgern machte; und dass Er ihnen gewiss ihre Glaubensordnung festigen wird, die Er ihnen gutgeheißen hat; und dass Er ihren Stand nach ihrer Furcht in Sicherheit verwandeln wird, auf dass sie Mich verehren und Mir nichts zur Seite stellen. Wer sich aber hernach abwendet, so sind dies die Frevler. (24:55)

Das Medienbüro

von

Hizb-ut-Tahrir

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